Homöopathie-Info

Annäherung an eine alte Lehre

Mitdenken!

Wie oben, so unten?

Ein Appell

Chancen und Risiken des kritischen Denkens

 

Kritisches Denken ist keine spezielle Art des Schwarzsehens, obwohl manche es dafür halten. Kritisches Denken ist eine genau beschreibbare und deshalb auch erlernbare Technik, mit den Behauptungen, Annahmen und Zumutungen umzugehen, denen wir tagtäglich ausgesetzt sind. Zum kritischen Denken kann man mehr oder weniger veranlagt sein, ein besonderes Talent hingegen ist nicht erforderlich. Kritisches Denken ist ein Werkzeug der Erkenntnis. Wer kritisch denkt, kommt dadurch nicht gleich in den Besitz einer jeden Wahrheit, doch er kommt im Einzelfall leichter in die Nähe der Wahrheit als ohne diese Technik.

 

Kritisches Denken ist universell und kann prinzipiell auf jede Frage angewendet werden, die sich uns stellt. Es gibt allerdings praktische Gründe, dies nicht immer zu tun. Bei den alltäglichen Kleinigkeiten würde es einen geradezu lähmen, wenn man über alles und jedes, was man gerade tut oder was gerade behauptet wird, kritisch nachdenken würde. Man käme vor lauter Nachdenken nicht mehr zum Handeln. Bei den ganz großen Dingen sollte man sich die Frage stellen, ob man mit den möglichen massiven Ent -Täuschungen leben mag, die einem das kritischen Denken einbringen kann.

 

Bei den mittleren  bis großen Fragen des Lebens ist das kritische Denken jedoch das Werkzeug der Wahl. Also bei Fragen wie: kann das eigentlich stimmen, was in der Zeitung steht, hat der Politiker mit seiner Argumentation recht, stimmen die Behauptungen über ein „gesundes“ Lebensmittel oder über die Gefahr einer Seuche? Bei einzelnen solcher Fragen macht es wenig aus, wenn man mit seiner eigenen Meinung falsch liegt. Wenn man aber immer nur hinnimmt, was von interessierter Seite behauptet wird, ist man manipulierbares Objekt mannigfaltiger Interessengruppen. Kritisches Denken stärkt die eigene Persönlichkeit gegenüber solchen Einflüssen.

Sagte ich vorher, dass man nicht jede einzelne alltägliche Handlung einer kritischen Würdigung unterziehen kann, so lohnt es sich doch, ab und zu mal irgendeinen banalen Vorgang in dieser Weise abzuklopfen. Oft kommt man dabei zu erstaunlichen Erkenntnissen.

 

In den ganz großen Dingen ist kritisches Denken nicht ungefährlich. Konsequent angewandt, bringt es manche mehr als lieb gewonnene Überzeugung ins Wanken, wobei hier insbesondere religiöse Vorstellungen genannt seien. Wer im kleinen Maßstab mit dem kritischen Denken begonnen hat, ist gefährdet, dieser Kulturtechnik zu verfallen und sie auch in den letzten Fragen anzuwenden. An dieser Stelle bleibt nur der Appell an die eigene Verantwortung. Ja, kritisches Denken geschieht auf eigene Verantwortung. Niemand kann für die Erkenntnisse haftbar gemacht werden außer dem kritischen Denker selbst und niemand möge sich beklagen, wenn er durch dieses Verfahren plötzlich ein wenig unbehauster in der Welt steht. Erkenntnis und Wohlbefinden korrelieren nicht!